Degenerierte Füsse wiederbeleben

Der Mensch ist das einzige Lebewesen im gesamten bisher bekannten Universum, welches seine Füsse verpackt und verkümmern lässt. Verkrüppelte Füsse sind nicht ein gottseidank überwundenes Relikt bei Frauen aus dem  historischen China, sondern die Realität in weiten Kreisen der Bevölkerung. Das Ideal wäre, wie bei allen anderen Lebewesen im gesamten uns bekannten Universum, das Barfusslaufen.

Allerdings garantiert Barfusslaufen keine gesunden Füsse!

  • Wie ich in einem anderen Blog-Beitrag geschrieben habe, sind Fuss-Probleme zu 80% „von oben herab“ verursacht: jede Fehlhaltung des Gesamtkörpers verursacht eine andauernde Fehlbelastung auf die Füsse.
    • wenn wir nur die Schuhe ausziehen, ändert sich sehr wenig an der Problematik der Füsse! 
  • Zudem bewirkt jede Unsicherheit der Raum-, Lage- und Haltungswahrnehmung (also der Sensoren des autonomen Haltungssystems) eine Instabilität des Stehens. (Wie stabil stehen Sie auf dem einen Bein? Knickt ihr Fuss ab? Zittert er? Schwankt er? Schwanken Sie?)

Jedes Problem am autonomen Haltungssystem fällt den Füssen zur Last! Baren Füssen ebenso wie beschuhten. Die Fehlbelastung und die Unsicherheit durch das fehlhaltige Haltungssystem, und die Instabilität der Füsse, wirken sich im Gehen noch belastender aus als im Stehen:

  • Bei jedem einzelnen Schritt stehen wir eine erhebliche Zeit davon auf nur einem Fuss: dieser vorübergehende Einbeinstand ist instabil und unsicher:
  • Wir „stürzen uns“ also (automatisch, unbewusst, aber noch so gerne) in den nächsten Zweibeinstand, d.h. in den kurzen Moment des Schritts, bei dem beide Füsse auf dem Boden sind.
  • Je schlechter der Gesamtzustand unseres autonomen Haltungssystems ist, desto härter und „trampender“ ist unser Gang. Daran können wir nichts ändern. Auch nicht – erst recht nicht! – durch weiche und Auftritt-dämpfende Schuhe: 
  • Gepolsterte Schuhe, die die grossen schlagartigen Belastungen auf Füsse, Knie, Hüften, Becken, Rücken und Kopf dämpfen sollen, machen unseren (Einbein-)Stand noch unsicherer: dies können Sie problemlos jederzeit nachprüfen, indem Sie den Einbeinstand einerseits barfuss, dann in normalen Schuhen, und drittens in „superweichen“ Schuhen ausprobieren.
  • Wer gepolsterte Schuhe an den Füssen hat, wird also nicht sicherer, kontrollierter und eleganter als vorher gehen, sondern allenfalls gestelzter, aber ansonsten noch trampender als vorher.

Aber HALT- Sie können auf weiche und stützende Schuhe (noch) nicht verzichten! (Sie werden sie erst ausschleichend absetzen können, wenn die Voraussetzung dazu gegeben sind. Jetzt noch nicht, denn:)

  • Solange Ihr autonomes Haltungssystem nicht (ursächlich, ganzheitlich, systematisch und nachhaltig) korrigiert ist, sind Ihre Füsse fehlbelastet:
    • sowohl statisch (in Ruhestellung)
    • als auch dynamisch (beim Gehen)
  • Zudem ist meistens die Fussmuskulatur degeneriert, durch die verbreiteten stützenden Fussbetten und geformten Innenschuhbereiche. (Der Fuss verfügt über 26 Knochen, und eine entsprechend hohe Zahl von Gelenken, Bändern, Sehnen, Faszien, Muskeln; diese Gesamtstruktur kann ihre Funktionen keinesfalls erfüllen, wennn sie durch systematisches Verwöhnen grundlegend verweichlicht wurde!

Nur eine geduldige und systematische grundlegende Vorgehensweise kann Ihre Füsse aus dieser Zwangslage befreien: 

  1. Die Korrektur des autonomen Haltungssystems muss ihrem Körper zuerst zu Gleichgewicht, Sicherheit und Freiheit von Fehlbelastungen verhelfen.
  2. Dadurch wird auch der Fuss von seinen statischen Fehlbelastungen befreit; dies ist die Voraussetzung für sein normales (biologisch vorgesehenes) Funktionieren.
  3. Sie machen nun eine „Entzugskur“, und gewöhnen Ihre Füsse nach und nach daran, ihren eigenen Halt und ihre eigene Form wieder zu finden. Dutzende Fussmuskeln müssen von allenfalls quasi Null wieder so trainiert werden, dass sie Ihr ganzes Körpergewicht elastisch und kraftvoll aufnehmen und wieder abstossen können. Nicht nur eine Fitness- und Bodybuilding-Aufgabe, sondern vorerst geradezu Rehabilitation!
  4. Nun erst sind die anatomisch-physiologischen Voraussetzungen gegeben, dass Sie sich einen elastischen (d.h. einen aktiv-elastischen, nicht einen durch Polster weichgemachten passiv-elastischen) Gang aneignen können!
  5. Und jetzt müssen Sie sich Ihre Bewegungsmuster des Gehens umtrainieren und um-engrammieren. ACHTUNG: unterschätzen Sie diese Aufgabe nicht. (Wenn Sie meinen, das sei eine Kleinigkeit, dann versuchen Sie doch bitte eine beliebige andere Bewegung umzutrainieren. Vertauschen Sie doch das nächste Mal beim Essen Messer und Gabel und beobachten Sie, wie geschickt und elegant Sie damit umgehen können.) (Wer sich mit Posturologie etwas genauer auskennt, weiss: Re-Engrammierung benötigt im Minimum 9 Monate, d.h. den Zeitraum einer Schwangerschaft. Bei lückenlos konsequentem Training.)
  6. Erst jetzt  sind Sie wieder in der Lage, wie jedes andere Lebewesen im gesamten bekannten Universum mit seinen naturgegebenen Füssen sich korrekt dynamisch barfuss zu bewegen.

(Ja: so lange und hart ist der Weg zurück zum biologischen Normalzustand. Wer meint, die Schritte 1 – 5 weglassen zu können, ist leider sehr schlecht informiert.)

Schlussbemerkung:

Die Füsse haben eine Doppelfunktion im Haltungssystem

  • Hier habe ich mich auf ihre Funktion als kraftvoll-elastische Tragewerke und Adaptoren an (jeden beliebigen) Untergrund bezogen.
  • Gleichzeitig sind sie Sensoren für das autonome Haltungssystem.

Ihre Sensorfunktion können Sie erst dann wieder einwandfrei wahrnehmen, wenn sie ihre Trage- und Adapterfunktion wieder einwandfrei wahrnehmen können. „Die Katze beisst sich in den Schwanz“: das Eine geht nicht ohne das Andere, und umgekehrt. Es ist also ein iterativer Prozess notwendig, in dem wir uns schrittweise dem Ziel annähern. Was auf „Gut Deutsch“ (in nichtwissenschaftlicher Sprache) bedeutet: GEDULD! 

Kommentar am Schluss:

„Ist Barfusslaufen gesünder als das Laufen in Schuhen?“ Um diese Frage wirklich zu beantworten, kann man nicht einfach einem Schuhläufer die Schuhe wegnehmen, und ihn nacktfüssig durch ein Labor oder über einen Parcours hetzen. 

Die 6 oben aufgeführten Schritte und eine Zeit von mindestens 9 Monaten sind notwendig. Oder sogar von 18 Monaten:

  • 9 Monate für die Haltungskorrektur (Korrektur der Statik), und auf dieser Basis
  • weitere 9 Monate für die Laufbewegungskorrektur (Korrektur der Dynamik).

Forscher, die an Hau-Ruck-Erkenntnissen interessiert sind, haben also ebenso geringe Erfolgsaussichten wie Sportler, die an Hau-Ruck-Erfolgen interessiert sind. Wer sich also mangels Systemkenntnis und Geduld das biologisch natürliche, nacktfüssige Laufen (auf beliebigem Untergrund) nicht erarbeiten will, soll bei seinen Sport- und Funktionsschuhen bleiben. Dort fliessen übrigens auch die Sponsorgelder, sowohl für Forschung als auch für sportliche Leistungen.

Dieser Beitrag wurde unter Naturheilpraxis Bomholt, Posturologie abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar