Wie aus heiterem Himmel kommt es zu einem Bandscheibenvorfall. Aus nichtigem Anlass. So passiert es gar nicht selten. Wie kann es aber geschehen, dass eine kleine (zugegebenermassen nicht völlig ideale) Belastung eine Bandscheibe „platzen“ lässt? Hat man doch in früheren Jahren sehr viel grössere Belastungen er-tragen müssen!
Hinter dem „plötzlichen Versagen“ steht natürlich eine lange Vorgeschichte:
- Durch Fehlhaltung wurde die Bandscheibe jahrelang, unablässig Tag für Tag, vom Morgen bis zum Abend, falsch belastet.
- Der Winkel zwischen den einzelnen Rückenwirbeln wäre im naturgemässen Normalfall so, dass jede Bandscheibe von parallelen Wirbelflächen gestützt wird.
- Bei Fehlhaltung bilden die Wirbelflächen einen einseitig geöffneten Winkel,
- durch den die Bandscheibe hinausgedrückt wird.
- Jede Fehlhaltung ist mit einer Muskelverspannung verbunden:
- schliesslich sind es die Haltungsmuskeln, die auf Befehl des Haltungsgehirns die Fehlhaltung bewirken und aufrechterhalten.
- auf die Bandscheiben drückt also nicht nur das Körpergewicht, sondern auch der ständige erhöhte Tonus der Haltungsmuskeln.
- Für die Gesundheit der Bandscheibe sind Mineralstoffe zuständig. Wenn der Körper übersäuert ist, was unter den heutigen „zivilisierten“ Lebensbedingung bei fast allen Menschen der (pathologische) Normalzustand ist, fehlen diese Mineralstoffe:
- Mineralstoffe sind basisch.
- Der übersäuerte Körper braucht Mineralstoffe lebensnotwendigerweise und dringend, um diese Säuren zu neutralisieren.
- Er braucht Mineralstoffe primär zu diesem Zweck; leider bleiben keine mehr übrig als Aufbau- und Betriebsstoffe für Bandscheiben etc.
- Der Körper muss sogar Raubbau an den Mineraliendepots seiner Organe treiben, um genügend Basen für die Neutralisierung der Säuren zu haben. Calcium entzieht er systematisch den Knochen (was die logische Erklärung für die Zivilisationserkrankung Osteoporose ist), und z.B. Silizium den Bandscheiben und den Nerven (was die Häufigkeit der Bandscheibenprobleme und der nervösen Überempfindlichkeit ist) …
- Mineralstoffe sind auch für den osmotischen Druck in den Bandscheiben notwendig:
- die Flüssigkeit, die der Bandscheibe ihre Elastizität verleiht, muss mit osmotischem Druck durch geeignete Mineralsalze (z.B. Natrium chloratum, d.h. Kochsalz) dorthin gezogen und dort gehalten werden. Ohne diese Mineralsalze sind die Bandscheiben nicht prall-elastisch flüssigkeitsgefüllt, sondern schlaff-faltig-haltlos und funktionsbehindert.
- Wenn also sowohl Flüssigkeit / Wasser als auch Mineralsalz / Kochsalz für gesunde, fitte und funktionsfähige Bandscheiben lebensnotwendig ist,
- was ist dann mit Menschen, die zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen? Oder die sogar entwässernde Medikamente bekommen?
- was ist dann mit Menschen, die zu wenig Kochsalz zu sich nehmen? Weil sie von Ärzten oder anderen Therapeuten zu salzarmer Ernährung angehalten werden?
- Bandscheiben (und andere Knorpel, z.B. die Gleitflächen Ihrer Gelenke) werden übrigens nicht durch Durchblutung, sondern bradytroph ernährt (Klicken Sie auf den unterstrichenen Fachausdruck, damit sich die verlinkte Definition öffnet). Also durch Diffusion der umgebenden Flüssigkeiten.
- so wie der Gesundheit der Augenhornhaut (ebenfalls bradytroph) unbedingt auf genügend vorbeiströmende Tränenflüssigkeit angewiesen ist,
- so ist die Gesundheit der Bandscheiben (und, am Rande erwähnt, natürlich auch aller Gelenke) auf genügende Versorgung mit Gewebeflüssigkeit (und Gelenkflüssigkeit) angewiesen:
- nur so funktioniert die Versorgung der lebensnotwendigen Substanzen, und die Entsorgung der Stoffwechsel-Endprodukte.
- Damit die Nähr- und Spülflüssigkeiten die Bandscheiben tatsächlich erreicht und umflutet, müssen die Bandscheiben passend bewegt werden. Passend bedeutet: langsam, rhythmisch, genügend lange.
- stellen Sie sich eine Bandscheibe wie einen zähen Schwamm vor. Wenn Sie die Versorgung und Entsorgung aktiv unterstützen möchten, haben Sie eine ähnliche Aufgabe wie beim Waschen eines alten dreckigen halb ausgetrockneten Schwamms:
- sie legen ihn in ein Becken mit frischem sauberen Wasser, ev. versehen mit einem geeigneten Hilfsmittel (Für den Schwamm: Seife. Für die Bandscheibe: z.B. Bindegewebs-Tee.)
- sie drücken ihn rhythmisch und geduldig (nicht schnell und hektisch) zusammen, damit seine verbrauchten Dreck-Substanzen herausgedrückt werden
- sie lassen ihn los (und geben ihm genügend Zeit), dass er sich mit neuer Flüssigkeit vollsaugen kann,
- und sie wiederholen dieses Pressen und Loslassen geduldig. (Sie können diese Prozedur im Fall von dreckigen Schwämmen oder dreckiger Wäsche auch einer Waschmaschine überlassen. Im Falle Ihres Körpers kann Ihnen niemand die richtig Prozedur abnehmen. Oder doch? Kommen Sie einfach täglich zu mir in die Massage 😉
- Wie im Fall der Waschmaschine oder im Fall einer Massage ist es nicht möglich, die Prozedur beliebig zu beschleunigen. „Drei Mal kräftiger, dafür drei Mal kürzer“ funktioniert nicht.
- Es muss immer geeignete frische Flüssigkeit zur Verfügung stehen: So wie das Waschen in wenig altem Dreckwasser nicht funktioniert, funktioniert Bandscheibenpflege nicht in halbvertrocknetem verschlacktem übersäuertem Milieu.
- stellen Sie sich eine Bandscheibe wie einen zähen Schwamm vor. Wenn Sie die Versorgung und Entsorgung aktiv unterstützen möchten, haben Sie eine ähnliche Aufgabe wie beim Waschen eines alten dreckigen halb ausgetrockneten Schwamms:
Das ist ja alles völlig einleuchtend: einfachste Biophysik und Biochemie. Lebensnah und so anschaulich logisch, dass es Kindergärtner problemlos verstehen können. Nur hat den meisten von uns dies niemals jemand erklärt. Deshalb kennen wir die Gebrauchsanweisung für den Körper nicht. Auch nicht die Gebrauchsanweisung für die Bandscheiben.
Und so passiert dann vielen von uns „plötzlich“, „spontan“, „ohne besonderen Grund“ ein Bandscheibenvorfall. Nein – keineswegs „plötzlich“, „spontan“, „ohne besonderen Grund“. Wir kennen nun eine ganze Reihe von Ursachen, die geradezu ein Leben lang dieses Ereignis vorbereitet haben:
- Fehlhaltung
- Fehlbelastung
- Übersäuerung
- falscher Umgang mit dem Körper und seinen wichtigen „Baugruppen“ (inklusive falsche Gesundheitsvorstellungen und Zielsetzungen beim Sport).
Alles Probleme, die ich mit meinen Patienten in der Posturologie Haltungskorrektur behandle und bespreche. Übrigens müssen Sie nicht warten, bis Ihre Bandscheiben versagt haben; Sie können die Posturologie Haltungskorrektur auch vorbeugend durchführen. Was im Grunde genommen wesentlich sinnvoller wäre. Weil sonst vielleicht völlig unerwartet …