Krankheitsbegriff der klassischen Homöopathie

Jede Heilweise hat ihre eigene Auffassung vom Wesen der Krankheit und ihrer Ursache:

  • bei der Akupunktur wäre der Krankheitsbegriff „gestörter Energiefluss durch die Meridiane“,
  • bei der Schulmedizin z.B. „Angriff von bösartigen Mikroben“, wenn es um Infektionskrankheiten geht. Demgegenüber gibt es
  • eine Richtung der Naturheilkunde, die das Problem gleich deutet, aber aus der umgekehrten Richtung: „Immunsystem ist zu schwach, um sich gegen den Angriff von bösartigen Mikroben zu wehren“.
  • Eine gewisse Richtung der Ernährungsmedizin formuliert ihren Krankheitsbegriff als „Dem Menschen fehlen entscheidende Nährstoffe“,
  • eine andere Richtung der Ernährungsmedizin formuliert ziemlich konträr: „Der Mensch ist durch überflüssige Stoffe in der Nahrung belastet“
  • etc.

Die klassische Homöopathie richtet sich nach ihrem Begründer, Dr. Samuel Hahnemann, und formuliert ihren Krankheitsbegriff folgendermassen:

  • bei akuten Krankheiten: „Krankheit ist eine Verstimmung der Lebenskraft“
  • bei chronischen Krankheiten: „Krankheit ist eine Verstimmung und Zerrüttung der Lebenskraft“

Sie sehen einerseits, dass die klassische Homöopathie sich auf eine Lebenskraft bezieht, die nichtstofflicher Natur ist. (Daher müssen auch die dieser Auffassung angemessenen Heilmittel nichtstofflich sein: im Rahmen der Dynamisierung / Potenzierung so hoch verdünnt, dass keine Substanz mehr vorhanden ist, also Hochpotenzen.) Nennen Sie die Lebenskraft lieber „Selbstheilungskraft“? Es macht also absolut Sinn, die Selbstheilungskraft spezifisch anzuregen, zu wecken, zu provozieren, wenn sie nicht aus eigenem Antrieb die Wiederherstellung der Gesundheit in Angriff nimmt! Dazu dient das homöopathische Mittel; es heilt nicht, sondern weckt die untätige Selbstheilungskraft.

Sie sehen andererseits, dass bei akuten und chronischen Krankheiten unterschiedliche Probleme vorliegen:

  • akut: Verstimmung der Lebenskraft
  • chronisch: Verstimmung und Zerrüttung der Lebenskraft

  Für die angemessene Behandlung bedeutet das:

  • bei akuten Krankheiten reicht ein homöopathischer Impuls aus, der die Selbstheilungskraft spezifisch anregt, weckt, provoziert, hinter dem Ofen hervorlockt …
  • bei chronischen Krankheiten  ist die Lebenskraft jedoch zerrüttet (= Selbstheilungskraft ist geschwächt, kraftlos, zur Heilungsarbeit unfähig). 
    • damit die Selbstheilungskraft überhaupt zur Heilungsarbeit in der Lage ist, muss sie zuerst wieder aufgebaut werden. (Nicht mit einer chemischen Peitsche, z.B. Echinacea, zur Arbeit gezwungen, sondern durch Korrektur der „Fehler in der Lebensordnung“ grundlegend wiederhergestellt werden.) 
    • der homöopathische Impuls kann erst dann greifen, und  muss sanfter, subtiler, vorsichtiger (=weniger potent, also mit einer niederen – aber immer noch nichtstofflichen – Potenz) gegeben werden.
    • oft reicht nicht in einzelner homöopathischer Impuls; die homöopathische Gabe muss wiederholt werden. Damit dabei keine unerwünschten Nebenwirkungen („Arzneimittelprüfungs-Symptome“) auftauchen, muss jede einzelne Gabe verändert sein. Dafür eignen sich flüssige Zubereitungen weit besser; sie können jeweils zwischendurch verschüttelt werden. Globuli sind ungeeignet; man müsste für jede Gabe Globuli einer höheren Potenzstufe wählen.

Der richtige Umgang mit der Homöopathie, basierend auf dem richtigen Verständnis des Krankheitsbegriffs, ist absolut entscheidend für den Erfolg einer Behandlung. 
Bei Notfällen und akuten Krankheiten
kann man relativ wenig Fehler machen. Auch ist dort ein Fehler nicht so schlimm, da die Selbstheilungskraft nur verstimmt, aber nicht zerrüttet ist: meist kann sie die Gesundheit sogar dann noch herstellen, wenn falsche Behandlungen vorgenommen werden.
Bei chronischen Krankheiten sind die Folgen einer falschen Behandlung durchaus verheerend. Ein Verzicht auf den Wiederaufbau der zerrütteten Lebenskraft bedeutet, dass die geschwächte Selbstheilungskraft grundsätzlich kaum in der Lage ist, eine Heilung zu bewirken. Egal wie sie angeregt, gepeitscht oder gelockt wird. Wird dann im unzureichenden homöopathischen Bemühen immer wieder versucht, mit dem homöopathischen Simile die Heilung anzuregen, ergibt sich oft eine Verschlimmerung durch die unerwünschten Nebenwirkungen („Arzneimittelprüfungs-Symptome“). Dabei belastet das homöopathische Mittel als „homoïon pathos“ (= ähnliches Leiden) die geschwächte Lebenskraft ausgereichnet genau in der Kerbe, wo sie schon krankheitshalber ihre schwächste Stelle hat. Gerade die falsche Anwendung des richtigen Mittels verursacht also den GAU (=grössten anzunehmenden Unfall) einer homöopathischen Behandlung, und macht den Patienten endgültig unheilbar.

So sinnvoll es ist, bei Notfällen (Unfällen) und akuten Krankheiten schnelle Selsthilfe mit einer homöopathischen Taschenapotheke zu leisten, so sinnvoll ist es, bei chronischen Krankheiten den Profi aufzusuchen: klassische Homöopathen, die die Krankheitsbegriffe, Krankheitstypen und differenzierten Behandlungsabläufe kennen. Basierend auf der reinen Lehre des Begründers der Homöopathie, Dr. Samuel Hahnemann, und seinem Referenzwerk, dem Organon der Heilkunde.  Wenn Sie in meiner Region leben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

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